Besser essen, mehr bewegen weiter Thema

Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen in 24 KINDERLEICHT-REGIONEN vorgestellt

Nach einem zweistufigen bundesweiten Konzeptwettbewerb startete vor fast 7 Jahren das Modellvorhabens „Besser essen. Mehr bewegen. KINDERLEICHT-REGIONEN“ in 24 Modellregionen in Deutschland. Erprobt werden sollten Methoden und Maßnahmen sowie Partnerschaften zur frühzeitigen Prävention von Übergewicht bei Kindern. Am 29. und 30. April wurden nun in Karlsruhe die Ergebnisse der begleitenden wissenschaftlichen Untersuchungen vorgestellt. Mit einem Informationsstand zum sachsen-anhaltinischen Modellprojekt „Lokale Initiative Barleben – Besser essen. Mehr bewegen.“ waren stellvertretend für das Projektnetzwerk Vertreterinnen des LIBa „Besser essen. Mehr bewegen.“ e.V. mit dabei.

„Die jetzt vorliegenden Ergebnisse liefern uns wichtige Hinweise für die weitere Umsetzung unseres nationalen Aktionsplans „IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung.“ so Bundesernährungsministerin Ilse Aigner zum Auftakt der Tagung. Ihr Ministerium hatte die 24 Modellprojekte mit insgesamt über 700 Maßnahmen in den Lebenswelten KiTa, Schule, Familie, Stadtteil/ Kommune gefördert. Anlass war der seit den 1990-er Jahren zu beobachtende stetige Anstieg von Übergewicht und Fettleibigkeit schon bei Kindern. Aigner betonte, dass Parteien übergreifend ein breiter Konsens besteht, dieser Problematik entgegen zu treten.

Da Übergewicht aber nicht die eine Ursache hat, sind vielfältige Lösungsansätze auf allen gesellschaftlichen Ebenen notwendig. Die Untersuchungsergebnisse bestätigen, dass es nicht ausreicht, aufzuklären und an das Verhalten von Kindern und Eltern zu appellieren, wenn nicht gleichzeitig die Verhältnisse geändert und das Lebensumfeld bewegungsfreundlich und auf gesunde Ernährung ausgerichtet gestaltet wird. In Organisationsberatung und –entwicklung zu investieren, um Strukturen zu ändern ist deshalb eine wichtige Empfehlung der Wissenschaftler an die Politik.

Dabei sind Erfolge nicht immer direkt messbar. „Aufgrund der Heterogenität der Projekte und Maßnahmen sowie aufgrund des geringen Abstandes zwischen Erst- und Zweiterhebung von nur 2 Jahren wurden kaum signifikante Veränderungen beim BMI (Body-Mass-Index) bzw. der Fitness der Kinder festgestellt, resümierte das Evaluationsteam des Max Rubner-Institutes Karlsruhe (Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel), welches das Modellvorhaben wissenschaftlich begleitete. Aber auch wenn es für messbare Veränderungen der körperlichen Parameter einen bedeutend längeren Atem braucht, waren die Projekte in den Regionen enorm wichtig und lieferten eine Vielzahl von Erkenntnissen für die Praxis“, betonte der Karlsruher OB, Dr. Frank Mentrup.

Sehr positiv bewerteten die Wissenschaftler Projekte in den Lebenswelten Kita und Schule, die mit einer Bestandserhebung starteten, die die Multiplikatoren vor Ort individuell berieten und die beteiligungsorientierte und offene sowie ganzheitliche Angebote im Stadtteil / in der Kommune implementiert hatten – eine Strategie, die sich auch im Modellprojekt der Lokalen Initiative Barleben wiederfindet.

Abschließend wurde einhellig festgestellt: Es gibt kein Erkenntnisproblem sondern ein Umsetzungsproblem. Zwar steht nunmehr ein großer „Werkzeugkoffer“ an bewährten Maßnahmen zur Verfügung, zur Schaffung von Rahmenbedingungen und zur Bereitstellung finanzieller Ressourcen ist jedoch die Politik in Bund, Land und Kommune gefragt. Denn – auch darüber waren sich die Experten einig- nur nachhaltige, ressortübergreifende Intervention bringt Erfolge. Es braucht „Kümmerer“ in den Regionen, sonst ebben die Aktivitäten schnell wieder ab.

Vor allem die KINDERLEICHT-REGIONEN, in denen es gelang, Gelder im Haushalt der jeweiligen Kommune über Haushaltstitel einzustellen, konnten Inhalte ihres Modellprojektes erfolgreich verstetigen. In Barleben – Hauptzielregion des Modellvorhabens in Sachsen-Anhalt – gelang dies bisher nicht, so dass sehr positiv bewertete Strukturen wie das Familienzentrum als „Kompetenzzentrum für Ernährung und Bewegung“ und die initiale Vollwertküche als „Werkstatt für gesundes Essen“ wieder aufgegeben werden mussten. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung als sehr effektiv bewertete, durch ein integriertes Konzept verzahnte Maßnahmen, die sowohl ausgewogene Ernährung als auch Bewegungsförderung und die psychosoziale Gesundheit direkt unterstützen und sowohl Kinder als auch Eltern und Multiplikatoren ansprechen, können deshalb in bewährter Form leider nicht mehr in Barleben stattfinden und ihre Wirkung in der Region entfalten.

Der LIBa „Besser essen. Mehr bewegen.“ e.V., der sich 2010 im Rahmen der Verstetigung des Modellprojektes mit dem Ziel gegründet hatte, die Trägerschaft für das Familienzentrum und die Vollwertküche zu übernehmen, ist jedoch nach wie vor in der Region aktiv. Anknüpfend an das Modellprojekt kümmert sich der Verein unter anderem darum, Kitas und Schulen bei gesundheitsfördernden Maßnahmen und strukturellen Veränderungen im Sinne von „Besser essen. Mehr bewegen.“ zu unterstützen.

Darüber hinaus bietet der Verein für seine über 200 Mitglieder aber auch für Nichtmitglieder Sport- und Bewegungsgruppen sowie AG’s an.

Zwei Grundsatzbeschlüsse des Barleber Gemeinderates zum einen zur kommunalen Gesundheitsförderung und zum anderen zum Aufbau eines Mehrgenerationenzentrums lassen hoffen, dass die bewährten, ganzheitlichen Angebote zu den Themen Ernährung, Bewegung, Bildung für Kinder, Familien und alle Generationen in den eigens dafür zugeschnittenen und gebauten Räumen des Familienzentrums vielleicht doch wieder Realität werden und ihren Platz in Barleben finden.

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